Die Unterdrückung der Gor-Bücher in Deutschland ist eine zwiefache. Erstens gibt es die Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (seit 2003 Medien), der die Bände 7 Sklavin, 8 Jäger, 10 Stammeskrieger, 12 Bestien, 13 Erforscher, 14 Kampfsklave, 15 Schurke, 16 Leibwächter, 17 Wilde, 18 Blutsbrüder, 19 Kajira; Quelle: BPjS, Gesamtverzeichnis indizierter Bücher, Taschenbücher, Broschüren und Comics, Stand: 30. April 1983. Später wurden wohl auch 4 Nomaden, 5 Meuchelmörder, 6 Piratenstadt und 22 Tänzerin indiziert.
Die Bücher, die von dieser überflüssigen Behörde, die in einem rationalen Staat längst den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen wäre, indiziert wurden, dürfen nicht nur nicht an Jugendliche verkauft werden. Indizierte Bücher dürfen ebenfalls nicht öffentlich beworben, in Prospekten aufgeführt oder mit der Post verschickt werden. Also kann niemand die Information erhalten, wenn solche Bücher zum Verkauf stehen. Da sie daher de facto in keinem Buchladen nicht verkauft werden können, werden sie meist erst gar nicht gedruckt. Somit ist das Zensurziel mit indirekten Mitteln erreicht.
Bei 22 Tänzerin erfolgte dabei die Indizierung zeitgleich mit der Publikation des Buches, so daß dieses nicht in den Verkauf kam.
Zum Jugendschutz trägt das Werbeverbot übrigens nichts bei. Denn ein Jugendlicher, der, bestünde das Werbeverbot nicht, eine Werbung gesehen hätte, bekäme ja das Buch trotzdem nicht und würde also auch nicht von demselben beeinflußt.
Zweitens gibt es folgende Mängel in den deutschen Ausgaben:
45% des Textes der Bände 1-21 und 23-25 wurde vom Heyne-Verlag einfach ersatzlos
weggekürzt, darunter viele längere Passagen.
47 Kapitel wurden vollständig weggelassen. Oft wurden mehrere Kapitel
zusammengelegt, so daß die Kapitelnummerierung nicht übereinstimmt.
Kürzt man nur überflüssige Wiederholungen zugunsten strafferer Formulierungen,
so reduziert sich der Text lediglich um ca. 2 - 10%. Oft fehlen zwischen 20% und 80% des Textes eines Kapitels.
Effekte der Kürzungen:
o Langes Erzählstil verschwindet beim Übersetzer Schlück. So entfallen u.a. Nebenbedeutungen und kleine Erzähldetails, die Langes Weltsicht narrativ illustrieren, oder die noch kommende
Angaben indirekt ankündigen.
o Informationen über die Welt Gor, z.B. zu goreanischen Richtungsangaben, verschwinden
o Alle Kapitelüberschriften wurden weggelassen; Inhaltsverzeichnisse gibt es nicht.
Folgende Romanfiguren kommen in den deutschen Bänden nicht vor:
Boris aus Turia, Cibron, Dorto, Durbar, Haran, Hargon, Hassan,
Hobart aus Tharna, Jandar, Keglezela, Kita, Krenbar, Krobus, Mirus,
Leander aus Turia, Ossius aus Tabor, Philemon aus Asperiche, Philemon aus Teletus, Philomela, Relia, Sorb aus Turia, Stengarius aus Ti, Wapike, Witantanka, Wulfstan, Akamda, Bikkie, Candice, Claudia, Corinne, Cornelia, Dina, Ena, Esne, Filomela, "golden girl", Ila, Ita, Labiena, Lale, Leitel, Lenna, Leonora, Leta, Lupita, Lydia, Mina, Mira, Perimene, Philomela, Pretty Ankles, Priscilla, Rena, Rena, Strawberry, Sucha, Tafa, Takita, Tassy, Tia, Tina, Tuka, Tuka, Tula, Tupa, Tupa, Ull, unbenannte Tochter eines Spielsüchtigen, unbenannte Tochter eines Ladenbesitzers, Yartel, Yeela, Yitza
o Bei folgenden Romanfiguren kommen in den deutschen Bänden die Namen nicht vor: Ela, Tana,
o Wichtige Bestandteile der erzählten Handlung,
darunter viele längere Szenen verschwindenvollständig.
Typische wegzensierte Inhalte:
■ Vieles über die Liebe der Sklavinnen, Dialoge und Ausführungen über die Gefühle von
Herrn und Sklavin, die Selbstfindung von Sklavinnen,
die evolutionäre Natur des Menschen und den Geschlechterunterschied.
■ Hinweise auf biologische Wahrheiten und die Unterschiede zwischen
Gor und der Erde wurden oft gestrichen.
■ Viele Detail über die Nutzung einer Sklavin durch einen Mann fehlen.
■ Gleichsetzungen der Sklaven mit Tieren, wie auch die Sitte, Sklavinnen, die auf die Schulter
gehoben werden, mit dem Hintern nach vorn zu tragen, wurden durchgehend gestrichen.
■ Details der Fesselung (bei beiden Geschlechtern) wurden fast immer eingeschrumpft.
■ Fast alle Angaben zur Züchtung von Sklaven fehlen.
■ Etliche Informationen über die Rolle von Sklaven im Leben goreanischer Familien und
über den Umgang mit Sklavenkindern fehlen.
■ Etliche Passagen über die Auspeitschung von Sklavinnen wurden in den
deutschsprachigen Gor-Romanen herausgestrichen.
■ Schläge, die den Mund der Sklavinnen bluten lassen, wurden an vielen Stellen gestrichen.
■ Auch die Androhung des Durchschneidens der Kniesehnen ist in den
deutschsprachigen Gor-Romanen zumeist herausgestrichen.
■ Fast alle in den englischen Bänden häufig enthaltenen Hinweise,
daß äußerst ungehorsame oder mißfallende Sklavinnen getötet werden, fehlen.
■ Häufige Kürzungen erfolgten auch bei blutigen Kampfszenen.
Die deutschen Ausgaben sind letztlich das Ergebnis geistiger Kastration. Nur durch die Lektüre der Weggeschnittenen Passagen ist Normans Konzept weiblicher Sklaverei auf Gor verständlich. Allein anhand der deutschen Bände kann diese nicht begriffen werden.
• Es wurde abschwächend übersetzt.
(Beispiel: "The Forkbeard's dagger's point thrust slightly into her throat." (p. 139)
"Die Dolchspitze des Forkbeards richtete sich auf ihren Hals."
(S. 89) in 9 Marodeure, Kapitel 8 )
• Die sprachlichen Kompetenzen des Übersetzers der Bände 1-19 Thomas Schlück sind minderwertig.
So übersetzt er aus 12 Beasts ch. 3 "physicians, and builders and artisans", also "Ärzte,
Baumeister und Handwerker", mit "Physiker und Architekten und Handwerker" (S. 34);
aus 11 Slavegirl ch. 4 "birds, calling to one another" mit "Vögel riefen einander zu".
Das Wort "collar" wurde mit "Kragen" wiedergegeben, obwohl es gemäß seinem Kontext als
"Halsring" oder "Halsreif" übersetzt werden sollte.
Auch wurden besondere stilistische Wendungen mit platten Feststellungen
wiedergegeben: aus 11 Slavegirl ch. 4 "I listened to the birds outside,
in the glistening velvet of the soft dawn." mit "Ich lauschte auf die
Vogelstimmen des frühen Morgens." anstatt
"Ich hörte den Vögeln draußen im glänzenden Samt der weichen Morgendämmerung zu".
Auch wurden oft Beschreibungen sexueller Handlungen in plumper Weise hinzugefügt oder wiedergegeben, was im Englischen nicht der Fall ist, so daß sich Normans Intentionen zu goreanischer Sexualität nur verfälscht widerspiegeln. Völlig irreführend ist z.B. auf 11 Sklavenketten S. 253 die in Zusammenhang mit der Fesselung einer Sklavin gemachte Behauptung, in den Tavernen würden "Perversionen" praktiziert.
• Sehr ärgerlich sind die vielen Schreibfehler bei goreanischen Begriffen.
• Des Weiteren hat Schlück die Titel von Band 5 und Band 16 falsch und irreführend übersetzt.
• Die Titelbilder der neueren Ausgaben passen nicht zum Inhalt der Bände.
• Teile von Erhard Ringers Karte sind falsch.
Wer nur die deutschen Bücher gelesen hat, hat also Gor noch gar nicht richtig kennen gelernt. Dies ist leider nur durch die englischen Ausgaben möglich.
Heyne hat sich also um die Gor-Bücher eher miserabel gekümmert. Woran könnte das liegen?
Zunächst will ein Verlag Geld verdienen, ist ein Buch dünn, so kostet es nur halb so viel im Druck. Ein unbekanntes Buch wird vielleicht eher gekauft, wenn es weniger kostet. Kauft es niemand, so hat man nur halb so viel Geld verpulvert. So war in den 1970er Jahren der SciFi/Fantasy-Sektor als Literaturgattung noch nicht so beliebt wie heute, so daß auch nur kleine Bücher in diesem Genre verlegt wurden. Die späteren Gor-Bände der 1990er Jahre, die erschienen, als SF und Gor (unter Fantasy-Fans und Sadomasochisten) schon ein Begriff war, sind dann auch dicker, wenn auch immer noch in gleichem Anteil gekürzt.
Gibt es in Deutschland Zensur? Angeblich ist diese grundgesetzlich abgeschafft. Aber: "If they can't do it by law, they find other ways to do it." (Ice-T) Die diskursive Stigmatisierung von Meinungen ist ein wirksamere Methode als autoritative offizielle Anordnungen, um unliebsame Auffassungen von der Druckerpresse fernzuhalten. Dem versuchte Heyne natürlich genauso wie staatlicher Verfolgung wegen der Verbreitung Gewaltverherrlichender Schriften zu entgehen, indem die Sklaverei-Thematik in den Bänden stark abgeschwächt wurde. Des Weiteren litt Heyne ständig unter den zensurähnlichen Indizierungen der BPjS (die seit 2003 BPjM heißt).
Aus Unkenntnis der vielen Kürzungen, auf die ich erst 2002 aufmerksam gemacht wurde, habe ich die ganzen Gor-Bände auf Deutsch besorgt und diese ausgewertet. Besser wäre es gewesen, auf Basis der englischen Ausgaben zu arbeiten.
Da die gestrichenen Passagen identifiziert und markiert wurden, können die fehlenden Informationen ergänzt werden.
Die beiden Übersetzer Thomas Schlück und Andreas Decker sind nicht nur sprachlich unterschiedlich kompetent, sondern haben auch verschiedene Kürzungsmethoden angewandt. Schlück zerstückelt den Text in kleine Fetzen, wirft einige Worte, Satzteile und einzelne Sätze heraus. Wenn er mehrere Absätze im Ganzen streicht, so sind diese Kürzungen jedoch oft kleiner als 5.000 bytes. Beispiel: 11 SlaveGirl ch. 27: I Kneel In The Yellow Circle; 58% gestrichen. Decker hingegen greift wenig in Details des Textes ein und streicht fast nur kompakte Abschnitte in einem Stück. Beispiel: 24 Vagabonds ch. 28: Labienus; 48% gestrichen
Viel Spaß beim Lesen und Stöbern
Mein Buch Favorit
1. Platz
Vampir Roman Reihe von Lara Adrian
2. Platz Chroniken von Gor
Buchtipp
Super Nova von Elea Noir
erscheint März 2010
weitetes unter dem Link Bellestrik / Romane
Zurzeit im Aufbau
Vampir Romane
Die Fantasie und SF Bücher
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